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Neues Jahr, neue Aufgaben, Strukturen und Verantwortung

Nun melde ich mich hier auf meinem Blog mal wieder bei euch- sorry für die Verspätung, aber die letzten Monate waren so prall gefüllt, dass ich froh war, genug Zeit zum Schlafen zu finden. Aber jetzt hat sich alles wieder etwas beruhigt und ich schieß mal los mit meiner Erzählung.

 

YONA wurde nach den Sommerferien (also Anfang Januar) etwas umstrukturiert. Und zwar wurden alle Streicher in verschiedene Teams aufgeteilt, je nach Fortschritt: Team Bach, Team Mozart und Team Beethoven gibt es jetzt. Jedes Team hat zweimal die Woche Gruppenunterricht und je einmal die Woche Chor, Theorieunterricht und Orchester. Nach wie vor hat jedes Kind zusätzlich eine Stunde Einzelunterricht.

 

Als wir Anfang Januar ein Treffen mit allen Lehrern hatten und den neuen Plan in die Hand gedrückt bekommen haben, habe ich mich richtig gefreut. Denn mein Name stand als Verantwortliche des Team Bach auf der Liste – Team Bach sind die Beginners. Das hieß natürlich ganz schön viel Verantwortung. Habe ich mich zwar sehr gefreut, dass mir diese Aufgabe zugetragen wurde, so musste ich mir in den letzten Wochen oft den Kopf zerbrechen darüber, wie ich die Stunden gestalte, welche Techniken man wann lehren sollte und vor allem, wie ich jedes Kind einzeln fordern und fördern kann. Das große Problem an meiner Gruppe war nämlich, dass ich 12 Kinder unterschiedlichen Alters, unterschiedlichen Fortschritts (da manche schon seit 4 Monaten Geigenunterricht hatten), unterschiedlicher Sprachkenntnisse (zwei verstehen nur deutsch) hatte und dann zusätzlich auch noch zwei Bratschenbeginners in die Gruppe aufnehmen sollte. Wie gestaltet man diesen Unterricht effektiv und so, dass alle Kinder Spaß haben und nicht manche sich langweilen, manche aber komplett überfordert sind? Da war ich dann auch ziemlich überfordert. Ich habe als allererstes die Bratschen abgegeben und die Gruppe jetzt aufgeteilt. Inzwischen komme ich gut klar und der Unterricht macht echt Spaß. Die Gruppeneinteilung funktioniert so semi, da manche Kinder sehr unregelmäßig kommen – aber naja, das wird schon und alles ist besser als 12 Kinder gleichzeitig im Geigespielen zu unterrichten, vor allem in einem winzigen Raum.

 

Ebenso dürfen Anna und ich seit Januar auch Einzelstunden geben. Ich habe jetzt noch 7 Schüler alleine im Unterricht und wenn ein Kind etwas verstanden hat, was ich die ganze Zeit versucht habe, zu erklären, und es dann richtig spielt, zaubert mir das jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht.

 

Dann ist noch etwas Neues dazugekommen: Da wir bei YONA ja nur nachmittags arbeiten, hat es sich ergeben, dass wir jetzt auch in der Suiderhof Primary School, dessen Räumlichkeiten YONA ja nutzt, in allen Grade 1 – Klassen Musik auf spielerische Art und Weise unterrichten. Die Schule hat ansonsten keine Musiklehrer. So stehen wir einmal die Woche vor vier verschiedenen Klassen à 40 Kindern und singen, klatschen Rhythmen etc. Ich finde das toll, denn ich möchte später eh Grundschullehrerin werden und kann so schon sehr viel üben, zu unterrichten – learning by doing! In Deutschland hätte ich sicherlich nie im Leben den Musikunterricht in Klassen übernehmen dürfen ohne jegliche Ausbildung und Studium 😊.

 

Ansonsten haben wir das erste Mal beim „Namibian National Symphony Orchestra“ zwei Konzerte mitgespielt. Das Orchester, habe ich glaub ich schon mal kurz erwähnt, ist das einzige „Erwachsenenorchester“ in Namibia und es besteht zum größten Teil aus Amateuren. Besonders viele Locals spielen leider noch (in einigen Jahren dann die YONA-Kids!) nicht mit. Die ersten Proben haben im Wohnzimmer eines Orchestermitglieds stattgefunden 😊. Das Konzert war echt schön und hat viel Spaß gemacht! Die Woche vor dem Konzert war gleichzeitig aber sehr sehr anstrengend, da wir jeden Abend nach YONA noch drei Stunden Probe hatten, der Dirigent nicht gerade gnädig mit uns war und die Stücke teilweise echt nicht leicht waren.

 

Mit YONA hatten wir auch noch ein großes Konzert, bei dem alle unsere Gruppen etwas aufgeführt haben: das Orchester, Team Bach, Percussion, die Blockflöten, unsere Holzblasinstrumente auch erstmalig, der Chor, unser „YONA-Teachers String Quartet“. Es war wirklich schön.

 

Ja, und dann war ich letzte Woche zur Halbzeit meines Freiwilligendienstes schon auf dem Zwischenseminar. Sara, unsere pädagogische Begleitung von unserer Organisation, ist dafür aus Deutschland angereist. Auf dem Seminar hatte ich sehr viel Zeit, die letzten sechs Monate zu reflektieren und über Themen nachzudenken und zu diskutieren, die mich beschäftigt haben/beschäftigen: Unterschied arm – reich, Entwicklungspolitik, globaler Norden – globaler Süden... Über derartige Themen werde ich noch einen Blogeintrag veröffentlichen. Ebenso war das Seminar eine gute Gelegenheit, für eine Woche einmal Abstand von allem zu nehmen und die Energiereserven aufzutanken. Ich gehe in die zweite Hälfte meines Freiwilligenjahres mit ganz viel neuer Energie, Motivation und Vorsätzen rein und freue mich sehr auf die kommenden sechs Monate.

 

Bis bald,

 

eure Christina

 

 

 

P.S.: Anna S. aus meiner Freiwilligengruppe, mit der wir rumgereist sind, hat ein tolles Video über den Trip zusammengeschnitten. Wer interessiert ist, kann einfach diesem Link folgen: https://youtu.be/Sn0vGPgFXtw