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Kleines Interview

Hallihallo!

 

Wow, ich habe es endlich mal geschafft, mich an den Laptop zu setzen und das kleine Interview zu verfassen! Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, ich war in der letzten Zeit etwas busy… Aber jetzt mache ich mich mal auf und beantworte die Fragen, die ich bekommen habe, so gut es geht. Vielen Dank für alle Fragen! Zu manchen Fragen kann ich ehrlich gesagt noch nicht wirklich was sagen, sobald ich mehr rausgefunden habe, binde ich die Sachen in den nächsten Artikeln mit ein.

 

Wie geht es deinen dir anvertrauten Schülern? Sind sie mit dir zufrieden?

So wie es aussieht, geht es den Kindern gut! Sie haben viel Freude an ihrem Instrument, besonders die Kinder, die jetzt ganz neu mit Klarinette, Querflöte und Oboe angefangen haben, sind vor jeder Stunde ganz aufgeregt. Die Streicher entwickeln sich auch immer weiter, momentan bereiten sie sich auf ihr Abschlusskonzert für die Eltern vor, welches nächsten Freitag stattfindet. Wir werden Songs wie „Jingle Bells“ und tatsächlich auch „Alle Vögel sind schon da“ spielen. Danach sind erstmal bis Anfang Januar Sommerferien. Ob die Kids mit mir zufrieden sind – ha das hoffe ich doch! Jedenfalls werde ich bei der Begrüßung und beim Abschied stürmisch umarmt und in den Pausen regelmäßig massiert und die Haare wurden mir auch noch nie so oft gemacht wie hier 😊. Also ich liebe die Kinder und ich glaube, sie haben auch viel Spaß mit uns!

 

Was macht den Kindern an den YONA-Nachmittagen am meisten Freude?

Das weiß ich gar nicht so genau. Manche lieben den Chor und andere sind da nicht so motiviert, den Instrumentalunterricht mögen alle gerne, auch wenn es manchmal anstrengend ist und die Kinder sich auch auf die Pause freuen. Für manche Kinder ist es ernsthaft das Highlight, nach YONA mit Anna und mir in Raum 21 zu gehen, um dort auf Taxi drivers oder Eltern zu warten 😊. Diese Zeit gestaltet sich aber auch öfters mal als ganz witzig.

 

Haben die Kinder auch Gelegenheit, zwischendurch alleine auf ihrem Instrument zu spielen?

Ja, die Gelegenheit haben sie theoretisch, wird aber praktisch noch nicht so oft genutzt. Erstmal gibt es seit September eine Einzelunterrichtsstunde pro Woche für jedes Kind (vorher hatten sie Unterricht in einer sehr großen Gruppe). An den Tagen, an denen sie keinen Unterricht (ob Gruppen- oder Einzelunterricht) haben, dürfen sie eigentlich alleine üben, das Problem ist nur, das YONA nur 5 Räume hat, die dann recht schnell voll sind. Da muss sich noch was entwickeln! Ca. 7 Kinder nehmen ihr Instrument nach Hause und üben dort.

 

Und was für Freizeitaktivitäten gibt es noch an den Nachmittagen? Gibt es auch eine Rückzugsmöglichkeit zum Ausruhen?

Neben YONA gibt es an der Schule keine weiteren Nachmittagsaktivitäten. Gegenüber gibt es einen Afternoon Care, in den Kinder gehen können, die lange darauf warten, abgeholt zu werden.

Eine Rückzugsmöglichkeit gibt es leider nicht wirklich. Wir hatten schon öfters Kinder mit Kopf- oder Bauchschmerzen u.ä., da hätte ich ihnen gerne angeboten, sich hinzulegen, aber leider kommt nur der Boden infrage. Sonst fragt eigentlich keiner nach einer Rückzugsmöglichkeit, wahrscheinlich auch, weil die meisten Kinder mit vielen Familienmitgliedern zusammenwohnen und daher an wenig Privatsphäre gewöhnt sind.

 

Wie sieht es bei euch beiden "Misses" aus? Habt ihr weitere Gelegenheiten bekommen, mit den Kindern zu arbeiten?

Anfangs hatten wir nicht so viel zu tun, jetzt habe ich das Gefühl, keine freie Minute mehr zu haben. Gar nicht mal, weil wir bei YONA soo viel mehr machen (dort helfen wir jetzt aber schon ordentlich beim Geigenunterricht mit und ich durfte schon einige Chorproben leiten!), sondern einfach, weil wir mit dem Chor viele Konzerte haben und ich mit Anna und zwei YONA-Lehrern viel Streichquartett spiele und – ja, irgendwie ist jetzt immer was zu tun! Aber ich brauche auch irgendwie immer was zu tun, sonst wäre es ja langweilig! Deshalb bin ich glücklich. In meiner Kirche arbeite ich im Moment zusätzlich mit den Kindern in der Gemeinde und übe mit ihnen Weihnachtslieder für den Familiengottesdienst nächste Woche ein.

 

Hast du schon Elefanten gesehen?

Nein, habe ich noch nicht. Ich war bisher einmal außerhalb von Windhoek wandern, da habe ich am Schluss eine Giraffe gesehen, das war auch schon toll!! Elefanten werde ich aber hoffentlich Ende Dezember sehen, wenn ich mit den anderen Freiwilligen nach Botswana und zu den Victoria Falls in Simbabwe fahre.

 

Es gibt nahe am atlantischen Ozean die Namib-Wüste. Wie sieht es dort aus? Kommt der Name des Landes von der Namib-Wüste?

Anfang Oktober war ich in Swakopmund, einer Küstenstadt, die direkt neben der Namib liegt. Ich war auch kurz in der Wüste und es war wirklich toll und beeindruckend. Ja, wie sieht es dort aus? Überall Sand, Sand und noch mehr Sand. Ich füge unten ein Foto hinzu! Die Namib hat die zweithöchsten Dünen der Welt und ist außerdem die älteste Wüste der Welt. Jap, der Name des Landes kommt von der Wüste.

 

Kannst du mal etwas über das Schulsystem in Namibia schreiben?

Noch bevor die Kinder in die Grundschule kommen, besuchen sie eine Pre-School, auch „Grade 0“ genannt. Meist im Alter von 7 Jahren kommen sie dann in die Grundschule, die sieben Schuljahre hat. Es ist schon manchmal komisch, einen vierzehnjährigen Grundschüler aus der Siebten zu sehen, der einfach nicht mehr wie ein Grundschüler aussieht. In der Schule haben die Kinder jeden Tag dieselben Stunden, der Unterricht ist auf Englisch und Afrikaans wird auch gelehrt. Das Schulleben variiert von Schule zu Schule sehr und Schulen in Städten außerhalb von Windhoek sind mit Sicherheit nochmal sehr zu unterscheiden. Manchmal werden die Kinder von den Lehrern auch geschlagen.

Bis zur 7. Klasse gilt die Schulpflicht, danach kann man auf die High School (Grade 8-12) gehen, die nicht nach unterschiedlichem Bildungsgrad unterteilt ist. Allerdings gibt es hier auch das „Windhoek Gymnasium“ und in der Kolonialzeit gab es auch eine „kaiserliche Realschule“, ich weiß nicht so genau, was davon übergeblieben ist. Schuljahre enden im Dezember und beginnen im Januar und ein Schultag geht i.d.R. von 07:15 bis 13:00.

 

Wie sieht es nach deiner Erfahrung mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau und der Möglichkeit für Frauen, auch nach Heirat berufstätig zu sein, aus?

Vor dem Gesetz sind Mann und Frau gleichberechtigt und es wird sich scheinbar schon bemüht, die beiden Geschlechter in gleichem Verhältnis einzustellen. Da kriegt zum Beispiel eine Frau einen Job, nur weil sie eine Frau ist und der Mann, der den Job vielleicht eigentlich besser könnte, kriegt ihn nicht. Gleiches mit der Hautfarbe. Frauen sind unterbezahlt, ich habe aber nicht das Gefühl, dass sie schwerer an einen Job kommen als Männer. Aber dazu bin ich auch zu wenig in der richtigen Arbeitswelt drin und wie die Rolle der Frau Zuhause betrachtet wird, weiß ich auch nicht. Es herrscht sicherlich auch ein enormer Unterschied zwischen Katutura und dem Zentrum Windhoeks. Im Parlament sitzen wohl 47 % Frauen.

 

Was ist sonst so in der letzten Zeit passiert?

·         Unsere YONA-Kinder hatten einen Workshop mit einem sehr guten Jugendorchester aus Karlsruhe, das in Namibia eine Konzertreise gemacht hat. Abends gab es dann ein Side-by-Side- Konzert, in dem die YONA-Kids zwischen den großen Musikern standen und einige Stücke zusammen performt haben. Das war wirklich eine tolle Erfahrung für die Kinder.

·         Letztens waren wir bei einem Meeting des „Namibian National Symphony Orchestra“, bei dem verschiedenste Sachen besprochen und geplant wurden. Wir werden im Februar die nächsten Konzerte haben und Anna und ich sind fest eingeplant. Es ist schon witzig, dass wir dann im Nationalorchester mitspielen werden. Das NNSO ist aber gleichzeitig auch das einzige Orchester in Namibia und für die Aufführungen müssen regelmäßig vor allem Bläser aus Kapstadt eingeflogen werden, damit das Orchester vollständig ist. Schon krass.

 

Das war´s, ich hoffe, es war interessant? Ansonsten kann ich noch berichten, dass der Sommer angefangen hat und bei 36 °C die ersten Weihnachtslieder gesungen und gespielt und Nikoläuse in den Supermärkten verkauft werden. Die Hitze macht mir schon zu schaffen, und dass es scheinbar noch heißer werden soll, macht es nicht gerade besser… 😉 Ich bin gespannt auf Weihnachten bei diesen Temperaturen!

Ich wünsch euch allen eine möglichst stressfreie und schöne nächste Zeit und bis bald!